Wald statt Ritalin

Wie hängt der Mangel an Naturerfahrung mit unseren psychischen Leiden zusammen?

Haben Sie noch Laubhütten gebaut, auf einem Apfelbaum gesessen und den Bienen zugeschaut, wie sie unermüdlich in die Blüten schlüpfen? Haben Sie einfach nur auf einer Wiese gesessen und Grashüpfer oder Frösche beobachtet? Erinnern Sie sich an das kindliche Gefühl, einfach nur da zu sein mit den Pflanzen und Tieren um sich herum, die Sonne oder auch den Regen auf dem Gesicht zu spüren? Schmetterlinge und Regenwürmer bestaunen, rennen, toben, schwitzen, innehalten, beobachten, staunen und mit Freude erzählen, was Sie draußen alles erlebt haben? 

Jedoch verschwindet die Natur als Lebensraum aus dem Alltag der Kinder. 

Welcher Grundschüler hat schon mal einen Igel oder Fuchs oder gar eine Fledermaus oder ein Käuzchen lebendig gesehen und gehört? Mit diesem Verlust verkümmern die inneren Erlebensräume der seelischen Wildnis und auch die Gesundheit. 

„Ja“, könnten Sie jetzt sagen, „wo geht denn sowas heute noch?“

Es stimmt, dass im städtischen Raum in den vergangenen Jahrzehnten viel Brachland und Wiesen verschwunden sind und sich darauf nun Einkaufszentren oder Wohnkomplexe als Lebensraum geöffnet haben.

Wir haben in Deutschland 50% weniger Singvögel als noch in den 80er Jahren (laut BUND), unter anderem weil es immer weniger Insekten gibt, was wiederum mit unserer Art, Landwirtschaft zu betreiben zu tun hat.

So wie die wilde Natur im städtischen Raum zurückgedrängt und bebaut wird, so zieht sich auch der Spielraum der Kinder zurück. 

Statt draußen mit roten Backen unter freiem Himmel den Duft modriger Erde riechend und den Wind in den Haaren spürend ihrer Fantasie freien Lauf lassen zu können, versinken Kinder immer früher in die virtuellen Abenteuer ihrer Helden aus Computerspielen.

Die meisten Kinder spielen, ob im Kindergarten oder Zuhause, oft nur in geschlossenen Räumen.

Das gekaufte Spielzeug fördert zwar die Motorik, aber das Bedürfnis nach Wildheit und Lebendigkeit wird meist nicht wertgeschätzt und gefördert.

Mit der Naturentfremdung im Kindesalter korrespondiert die steigende Zahl der psychischen Leiden bei Kindern und Jugendlichen.

Laut der Deutschen Depressionshilfe leiden bereits ca. 1 % der Kinder im Vorschulalter und ca. 2 % im Grundschulalter sowie ca. 10 % aller Jugendlichen zwischen 12 und 17 Jahren an einer Depression.

Die bundesweite Auswertung von Krankenkassendaten der Jahre 2009–2014 zur Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung (ADHS) bei Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen ergab einen Anstieg der ADHS-Diagnosen bei 0- bis 17-Jährigen auf 6,1 % (mit einem Maximum von 13,9 % bei 9-jährigen Jungen)

Auch stieg der bundesweite Verbrauch von Methylphenidat (z.B. Ritalin) eklatant an: 

1993 lag er noch bei 34 kg/Jahr, 2013 bei 1803 kg/Jahr (Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM)). 

Zusammen mit Essstörungen, Ängsten und Zwängen leiden in Deutschland ca. 50% der Kinder und Jugendlichen an psychosomatischen Störungen (Joachim Bauer, Psychiater)

Richard Louv,  Autor des Buches „Last Child in the Woods“ meint, ADS müsste eigentlich NDS heißen; also nicht Aufmerksamkeits-Defizit-Syndrom sondern Natur-Defizit-Störung.

Können wir die zunehmende Naturentfremdung der Kinder und Jugendlichen mit der Zunahme der psychischen Störungen in Zusammenhang bringen? 

Ich denke: ja!

Viele wissenschaftliche Untersuchungen haben ergeben, dass intensive Naturerfahrungen nachweislich psychische und auch körperliche Störungen therapieren können.

So senkt allein die Betrachtung von Bäumen sichtbar den Blutdruck, wie der japanische Arzt Prof. Dr. Qing Li durch das von ihm praktizierte Waldbaden entdeckte.

Es ist inzwischen also offensichtlich, dass Kinder für ihre „artgerechte“ Entwicklung dringend Sonne, atmende Wesen, Bäche, Bäume und Bewegung brauchen. 

So könnte der Bedarf von Psychopharmaka bei Kindern deutlich gesenkt werden.

Sie brauchen Kontakt mit der Schöpfung und das Gefühl, ein Teil davon zu sein; dazuzugehören, geborgen, genährt, getragen und gehalten zu sein. 

Das Spüren des Lebenskreislaufes, des Sterbens und Neu-Erblühens, und das Begreifen unserer natürlichen Wurzeln sind essentielle Bausteine für unsere menschliche Entwicklung, die uns Menschen Halt und Sinn geben. Unsere Vorfahren waren Jäger und Sammler; sie kannten die Phänomene und Rhythmen der Natur und haben ihr Leben darauf abgestimmt, waren tief mit ihnen verbunden.

Auch wir können uns wieder anbinden an die Rhythmen des Lebens, indem wir uns beobachtend, wahrnehmend und achtsam der Natur und seinen Geschöpfen widmen.

Lasst die Kinder wieder in den Wald! Baut mit ihnen Hütten, entdeckt die Wunder der Natur!

Für vertiefende Infos und Selbsterfahrungen in der Natur biete ich meinen 

Workshop „Wald statt Ritalin“ am 9. Mai 2020 in Berlin an.

Sie sind sich selber unsicher und fühlen sich fremd im Wald?
Um Ihre Naturkompetenz zu nähren, kommen Sie zu meinem 

Workshop „Naturwissen für Alle“ am 26. April 2020 im Berliner Grunewald!

Sie werden die Hauptbaumarten unseres Stadtwaldes kennenlernen und erfahren, welche Tiere hier leben.

Ich begleite Sie auch gern allein bei Sinnes- und Wahrnehmungsübungen im Naturkontakt.

Sie haben ein Kind mit der Diagnose ADS oder ADHS?

Gern arbeite ich therapeutisch mit Ihrem Kind im Naturkontakt und begleite es beim Nachreifen seiner Sinne und Ausleben seines natürlichen Spieltriebes.

Rufen Sie mich einfach an! 0172-1659329

Ihre Christine Douvier